Die Kriegersiedlung

Das Konzept geschlossener Siedlungsanlagen wurde u. a. vom Architekten Hermann Muthesius vertreten. Dieser lebte 7 Jahre in London und lernte dort die englische Architektur kennen. Er war beteiligt an der Planung und Durchführung der Gartenstadt Hellerau bei Dresden und der Siedlung Friesland in Emden.
1918 verlegte er das Buch „Kleinhaus und Kleinsiedlung“. Darin begründet er den Bau von Siedlungen: „Fast alle unsere Krieger haben zudem Belgien kennengelernt, wo die Arbeiterwohnverhältnisse, … vorbildlich sind, denn das Kleinhaus ist dort die Regel. Billige Mieten … gestatten ihm, im eigenen Häuschen zu wohnen, und er fühlt sich dabei glücklich.“ (S. 24)
Weiterhin erörtert er Fragen des Grundbesitzes, der drohenden Verschuldung und Zwangsenteignung und der staatlichen Unterstützung, der „Sauberkeit und Nettigkeit“ des Wohnens im eigenen Heim, der Freude am Garten, der Gesundheit der Kinder und Erwachsenen. (S. 25 – 30)
Seine Bauzeichnungen für die Gemeinützige Baugesellschaft in Duisburg, Siedlung Wanheimerort, 1909 – 1914 und für die Siedlung Friesland im Emden, 1918, sehen einen sehr ähnlichen Grundrissplan für die Häuser vor wie die Bauzeichnungen für das Haus Wittingsbrok Nr. 34. (S. 43, 50, 94)

Ein eigenes Kapitel widmet er den Kriegerheimstätten, deren Grundstück zur Ergänzung der Invalidenrente 1250 m² groß sein sollte (S. 38). Zudem konnten die heimkehrenden Krieger aufgrund von Kriegsverletzungen oft keine Treppen in Miethäusern mehr steigen. Folglich wurden in vielen Städten sogenannte Kriegersiedlungen mit ebenerdigen Häusern und Gärten gebaut, damit die Kriegsversehrten auch bei Invalidität und trotz einer mageren Rente durch Selbstversorgung überleben konnten (vergl. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kriegersiedlung).
Auch im Wittingsbrok und Brunsbrok wurden die Wohnungen vorrangig an ehemalige Soldaten oder deren Witwen mit Familie vergeben. Wenn die ehemaligen Soldaten noch arbeiten konnten, bekamen sie Stellen bei der Bahn, der Post, der Stadt oder der Polizei.