Der Typ des Kleinhauses mit Stallanbau wurde um 1750 in Brandenburg auf Geheiß des preußischen Königs serienmäßig für Handwerker, Arbeiter und Landbewohner errichtet. Sie waren billigst gebaut, ohne repräsentativen Schmuck und ermöglichten Gemüseanbau und Kleintierhaltung. Ursprünglich gab es nur eine Wohnküche und kleine Schlafkammern.
Die Ausformung als Doppelhaus erhöhte die Sparsamkeit hinsichtlich Wärmehaushalt und Grundstücksausnutzung.
(vergl. Michael Neumann, Stadtplanung und Wohnungsbau in Oldenburg 1850 – 1914, Heinz Holzberg Verlag Oldenburg 1982, S. 58)
Das
Doppelhaus mit rückseitigem Stallanbau wurde in Oldenburg erstmals
um 1870 in der Klävemannsiedlung an der Donnerschweer Straße
serienmäßig gebaut.
Im Melkbrink stehen auch heute noch die
1905 von Heinrich Schelling entworfenen Doppelhäuser Nr. 18 – 26.
Die Häuser sind eingeschössig und traufenständig und haben eine
Dachneigung von etwa 45°. Die Haustüren befinden sich
nebeneinander, jeweils links und rechts liegen die Stuben. Durch
einen Drempel oder Kniestock ist das Dach höher angesetzt als die
Geschossdecke und bietet oft zwei niedrigen Fenstern Platz.
Umgangssprachlich wird diese Hausform „Oldenburger Hundehütten“
genannt.
Eine Besonderheit ist der Typ traufenständiges Doppelhaus mit jeweils außen an der Straßenseite liegenden Haustüren und Treppenhaus, bei dem die Wärme der nunmehr aneinander liegenden Stuben besser gehalten werden konnte, solch ein Haus steht noch am Rauhehorst Nr. 10.
Rückwärtig befindet sich die Küche, früher mit Durchgang zum Stall und teilweise zur Toilette. Teilweise war die Toilette nur über den Hof zugänglich.
Der Nachteil der traufenständigen Häuser war, dass bei enger Bebauung die giebelseitigen Räume wenig Licht erhielten. Die beiden rückseitigen Stallanbauten waren meistens außen plaziert, so dass sich zwischen ihnen ein kleiner windgeschützter Innenhof ergab.
(vergl. Kurt Asche, Das Bürgerhaus in Oldenburg, S. 119, 120, T 50).
Erweiterte Haustypen sind die traufenständigen Doppelhäuser mit Zwerchhaus oder Zwerchgiebel, so dass im ersten Stock ein oder zwei zur Straßenseite gelegene Kammern mit großen Fenstern eingebaut werden konnten oder das Treppenhaus größer gestaltet werden konnte. Solch ein Haus steht am Vahlenhorst Nr.17, es wurde 1897 von Ludwig Freytag für den Oldenburger Bauverein entwickelt. Bei diesem Haus ist eine Besonderheit, dass die Stallanbauten für beide Hälften mittig liegen und damit ein gemeinsames Dach haben (vergl. Michael Neumann, Stadtplanung und Wohnungsbau in Oldenburg 1850 – 1914, Heinz Holzberg Verlag Oldenburg 1982, S. 61, 199 und 205).
Im Dietrichsweg Nr. 83 steht ein ähnlicher 1909 erbauter Typ allerdings mit außen liegenden Stallanbauten.
Im Brunsbrok und Wittingsbrok entwarf der Architekt Dr. Biebel eine Mischbebauung aus Einzelhäusern und Doppelhäusern. Die Einzelhäuser stehen giebelständig. So fällt in die beiden Giebelräume genügend Licht, an der Südseite des Daches wurden Gauben eingebaut. Für die Doppelhäuser nahm Biebel das Konzept der Raumschaffung durch Kreuzwalmdächer zur Straßenseite hin auf.
Autorin: Sabine Nier
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